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Malermeister Josef Laubheimer

*21.03.1888 in Illerberg/Bayern

+15.01.1969 in Kohlberg

Josef Laubheimer

 

Josef Laubheimer wuchs als eines von 16 Kindern in einer großen Familie auf. Sieben seiner Geschwister verstarben bereits in Kindesalter. Nach dem Besuch der Schule machte Josef eine Ausbildung und erlernte den Handwerksberuf des Malers in Stuttgart. Dort absolvierte er auch seine Meisterprüfung. In dieser Zeit lernte er seine spätere Frau Lina geborene Grass aus Kohlberg kennen und lieben. Sie war damals „im Dienst“ in Stuttgart.

Am 04.08.1911 heirateten Josef und Lina in Kohlberg. Dem Ehepaar wurden drei Kinder geschenkt: Robert, Gertrud und Erich. Zu den drei Kindern kamen später sechs Enkelkinder, mit denen Josef viel Freude hatte.

 

 

 

 

Ehepaar Lina und Josef Laubheimer

In der Metzinger Straße 56 in Kohlberg bauten Josef und Lina ein Haus. Dort richtete er im Kellergeschoss eine Malerwerkstatt ein. Drei junge Menschen durften bei ihm den Beruf des Malers erlernen. Josef Laubheimer hatte eine große Leidenschaft: er malte mit viel Kreativität und Geschick unzählige Bilder. Diese fertigte er in der Regel „auf Bestellung“ seiner Kunden an. Die Motive entsprachen vorwiegend dem Wunsch der Auftraggeber. Josef Laubheimer bekam seine Bestellungen aus dem „gesamten Gäu“ rund um den Jusi und weit darüber hinaus. Über die Zahl der von ihm gefertigten Bilder kann man nur spekulieren. Bei der Ausstellung „Malerei & Musik“ in der Kohlberger Kelter im Mai 2022 waren fast 60 Gemälde von ihm zu sehen. Es dürften mehr als 100 Werke gewesen sein, die er einst als Unikate angefertigt und signiert hatte.

 

Josef Laubheimer war überall bekannt und bei seinen Kunden sehr beliebt. Als großer Charmeur grüßte er die Damen stets mit „Küss die Hand Madame“. An Werktagen trug er immer einen weißen Mantel, die Arbeitskleidung des Malermeisters. An Sonntagen und Feiertagen traf man ihn gepflegt mit Anzug und Krawatte.

 

 

In der kalten Winterzeit verlegte Josef seine Malerwerkstatt auf die andere Seite der Metzinger Straße. Gegenüber hatte Otto Pfäffle seine Sattler- und Polsterwerkstatt, dort fand dann die Staffelei von Josef auch ihren Platz. Die beiden Handwerksmeister arbeiteten schon damals sehr energiebewusst und waren ein Vorbild für ihre Mitmenschen. Zum Polstern der Möbel und zum Malen der Bilder wurde nur eine Werkstatt beheizt und gleichzeitig war gute Unterhaltung bei der Arbeit garantiert.

„Die Wurmlinger Kapelle“ war eines der letzten Gemälde von Josef Laubheimer. Seine Sehkraft hatte bereits stark nachgelassen, deshalb musste er das Bild bis zur Fertigstellung mehrfach korrigieren. Im Jahr 1969 verstarb der Malermeister Josef Laubheimer im Alter von fast 81 Jahren.

Mit einer Ausstellung vom 14. – 15. Mai 2022 würdigt der Arbeitskreis Kelter einen kreativen und lebenslustigen Handwerksmeister, der nicht nur in Kohlberg viele bleibende Erinnerungen hinterlassen hat. Zahlreiche Gemälde erinnern an Geburtstage, Hochzeiten, Einweihungen, Jubiläen und Freundschaften.

 

 

Folgen Sie hier einem Rundgang durch die Ausstellung mit allen Gemälden:

Das vermisste Gemälde

Von der Dimension her war es sicher eines der größten Gemälde von Josef Laubheimer, es hatte seinen Platz in der Kohlberger Kirche. Bis zur Innenrenovierung im Jahr 1954 hing es direkt neben der Kanzel. Es zeigt Christus den Heiland der Welt in Lebensgröße.

Das Bild ist heute leider nicht mehr auffindbar. Ein Foto im Bildband „Kohlberg – Dorf zwischen Berg und Tal“ aus dem Jahr 1984 erinnert auf Seite 29 an das Gemälde und an Josef Laubheimer.

Eine Widmung auf der Rückseite erinnert an einen großen Tag in Kohlberg: Einweihung der neuen Schule in der Goethestraße.

Das Bild zeigt Kohlberg am Jusi aus westlicher Richtung. Der Standort des Malers war auf dem Florian, den Blick Richtung Osten gerichtet. Im Hintergrund die Bergkette der Schwäbischen Alb mit den markanten Aussichtspunkten  Festungsruine Hohenneuffen, Beurener Fels und Burg Teck.

Dieses Gemälde von Josef Laubheimer hatte bestimmt einen Ehrenplatz in der neuen Schule eingenommen. Zu welchem Zeitpunkt es „ausgemustert“ wurde, kann nicht mehr festgestellt werden. Ein umsichtiger Mitarbeiter der Gemeinde Kohlberg rettete das Bild und gab ihm eine neue „Heimat“ im Büro des Bauhofs der Gemeinde Kohlberg. Leider wurde es dort bei einem Brand stark in Mitleidenschaft gezogen.

Dieses Dokument der Ortsgeschichte von Kohlberg soll restauriert und an einem neuen Platz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der AK Kelter möchte die zeitaufwändige Restaurierung durch Spenden finanzieren.

Die zahlreichen Bilder, die Josef Laubheimer im Zeitraum von ca. 40 Jahren (etwa 1928 bis 1968) geschaffen hatte, sind in unzähligen Stunden an der Staffelei entstanden. Wir können ganz realistisch von mehr als 100 Gemälden ausgehen. Die dafür investierte Zeit kann nur ermessen, wer selbst schon mit Pinsel und Farbe kreativ gearbeitet hat. Ein intensives und vor allen Dingen leidenschaftliches Hobby.

Die Malerei betrieb Josef Laubheimer als Hobby, seinen Lebensunterhalt verdiente er als Handwerker.

Ein Beleg aus dem Jahr 1936: Rechnung an den Kunden

„Herrn Wilhelm Krieg, Straßenwarth“

für Malerarbeiten an Böden, Fenstern und am Dachgesims.

Rechnung aus dem Jahr 1963